Abu Saliba - Caritas Baby Hospital

Einer, der die Hoffnung nie aufgibt


Abu Saliba: Ein Mitarbeiter aus dem Caritas Baby Hospital erzählt die Geschichte seiner Familie.

Blickpunkt Bethlehem, Ausgabe 30, September 2014

Abu Saliba arbeitet am Empfang im Caritas Baby Hospital. Wenn er nach seinem Dienst nach Hause kommt, warten schon seine Frau, die älteste Tochter und die beiden Söhne mit dem Essen auf ihn. "Unseren Zusammenhalt kann uns niemand nehmen. Das ist etwas ganz Spezielles", sagt Abu Saliba. Er spricht dabei nicht nur von seiner Familie, sondern von seinem ganzen Viertel. Beit Jala ist ein christlicher Ort am südlichen Rand von Bethlehem.  

Die Geschichte des 61-Jährigen ist typisch für viele Christen in der Region. Abu Saliba wurde in Beit Jala geboren. Ende der 70er Jahre sah er als junger Mann für sich keine Zukunft im besetzten Palästina. Er ging nach Amerika, um sich ein neues Leben aufzubauen. Auch seine Geschwister verliessen die Heimat und verteilten sich auf der ganzen Welt. Der jüngere Bruder lebt in Deutschland und drei seiner Schwestern zog es nach Südamerika. Nur eine Schwester lebt bis heute in Palästina. 

Familientradition
Anfang der 90er Jahre erreichte Abu Saliba die Nachricht, dass es seinem Vater immer schlechter ginge. Als ältester Sohn war es seine Pflicht, sich um den Vater zu kümmern. Darum kehrte er nach Beit Jala zurück. "Um die Zukunft habe ich mir damals keine Gedanken gemacht. Ich habe darauf vertraut, dass sich die Lage irgendwann verbessern würde", erinnert er sich. Doch es wurde nicht besser. Im Gegenteil.  

Ein Erlebnis aus dieser Zeit hat ihn sehr geprägt. Als israelische Panzer im Jahr 2002 durch die Strassen Bethlehems rollten, traute sich Abu Saliba mit seiner Familie trotz Ausgangssperre auf den Weg nach Jordanien. Er wollte die Hochzeit seines Bruders in Deutschland miterleben. Obwohl Abu Saliba alle nötigen Visa und Genehmigungen bei sich hatte, wurde die Familie von israelischen Soldaten vor der jordanischen Grenze abgewiesen. "Sie haben einfach gesagt, dass ich nicht ausreisen dürfe." Und so war es. 

"Wenn nichts normal ist, wenn man nicht den nächsten Tag planen kann, dann ist die Familie das einzig Verlässliche", erklärt Abu Saliba seinen Rückzug auf die Familie und die Menschen in seiner nahen Umgebung. Abu Saliba hat für sich entschieden, dass er nicht auswandern, sondern auf dem Land seiner Väter ausharren wird. Seinen Kindern will er diese Bürde aber nicht auflasten. "Mein Vaterherz wünscht sich, dass sie bleiben, aber das gleiche Vaterherz wünscht ihnen auch ein besseres Leben, als sie es in Palästina haben." Seine älteste Tochter schliesst in diesem Jahr die Schule ab und möchte studieren – in Deutschland. Ob sie nach Beit Jala zurückkehren wird? Abu Saliba wird wieder einmal die Hoffnung nicht aufgeben.

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