Dr. Mousa Hindiyeh - Caritas Baby Hospital

Fasziniert von Viren und Bakterien


Dr. Mousa Hindiyeh leitet das Labor des Caritas Baby Hospitals.

Blickpunkt Bethlehem, Ausgabe 37, Juni 2016

Wäre es nach seinem Vater gegangen, hätte Mousa Hindiyeh sein Studium in den Vereinigten Staaten mit dem Doktortitel in Mikrobiologie und Immunologie beendet und wäre nach Ost-Jerusalem zurückgekehrt. „Doch damit passte ich irgendwie gar nicht nach Palästina, ich war rein auf Wissenschaft ausgerichtet.“ Seine Mutter unterstützte ihren Sohn, noch eine Spezialisierung anzuhängen, „diesmal etwas praktischer ausgerichtet“. Als der Vater hörte, dass es für dieses Postgraduiertenprogramm nur drei Plätze in ganz Amerika gibt, liess er sich sofort umstimmen. 

Im Jahr 2000 kam Dr. Hindiyeh zurück nach Palästina. Ein Freund hatte ihm von einem „kleinen Spital in Bethlehem“ erzählt, das einen Laborleiter suchte. Der Mikrobiologe schaute sich das Caritas Baby Hospital an und sein Fazit war nüchtern: „Es war eines von diesen kleinen Laboren, wo du dich fragst: willst du da wirklich arbeiten?“ Seine Antwort war „Ja“. Denn das Team war extrem wissbegierig und die Krankenhausverwaltung offen für Neues. Man liess ihm freie Hand, das Labor auszubauen und das Team zu schulen.

Enorme Entwicklung
Dieses „kleine Labor“ ist heute eines der führenden Laboratorien in Palästina und hat gerade im Infektionsschutz eine Vorreiterrolle inne. „Ein gutes Labor ist keine Ein-Mann-Show, da nützen alle Diplome und Titel nichts. Es ist Teamarbeit. Darum bilden wir uns alle regelmässig weiter und entdecken immer wieder Details, die wir dann in wissenschaftlichen Artikeln veröffentlichen können“, so Dr. Hindiyeh.

Zwei Dinge faszinieren Dr. Hindiyeh, die unterschiedlicher nicht sein können. Zum einen ist es der weite Bereich der Mikrobiologie mit Viren, Bakterien und Resistenzen. Zum anderen ist es die lebendige Geschichte seines Volkes. Das Büro des Vaters von drei Kindern ist voll mit historischen Aufnahmen palästinensischer Flüchtlinge in den frühen 50er-Jahren. „Diese Bilder sind so ausdrucksstark. Du siehst all das Leid und die Not der Menschen.“ Es sind Aufnahmen aus jener Zeit, als die Idee für das Caritas Baby Hospital die ersten konkreten Formen annahm.

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