Austausch zum Wohl der Kinder
Die ersten Krämpfe begannen, als Suleiman sechs Monate alt war. Er bekam hohes Fieber, und der kleine Körper zuckte unkontrolliert. Die Eltern waren verzweifelt. Sie brachten ihren Sohn ins Caritas Baby Hospital. Die Untersuchungen ergaben, dass das Kind für sein Alter normal entwickelt ist. Ein Ultraschall des Schädels zeigte keine Auffälligkeiten, auch nicht die Analyse der Gehirnflüssigkeit. Die Elektroenzephalografie (EEG), bei der elektrische Aktivität der Hirnrinde gemessen wird, war unauffällig. Doch Suleimans Krämpfe gingen weiter.
Seltene neurologische Krankheitsbilder
Die behandelnden Ärzte suchten in diesem schwierigen Fall den Austausch mit anderen Experten und Expertinnen in Europa. Sie schickten alle Untersuchungsergebnisse an die neuropädiatrische Abteilung der Universitätsklinik Tübingen. Mit dem Krankenhaus in Tübingen besteht seit einem Jahr eine "Klinikpartnerschaft", ein Projekt, das von der deutschen Bundesregierung über eine Stiftung mitfinanziert wird. Es hat zum Ziel, den Wissenstransfer zwischen Krankenhäusern zu fördern.
Für die Ärztinnen und Ärzte in Bethlehem bedeutet die Partnerschaft, mit renommierten Fachleuten Diagnosen und Therapien diskutieren zu können. Das neuropädiatrische Team in Tübingen wiederum sieht so zum Beispiel Krankheitsbilder, die in Zentraleuropa kaum mehr vorkommen. Einmal im Monat werden im Rahmen einer Videokonferenz nicht nur Fälle besprochen, sondern auch relevante Themen aus der Neurologie in Vorträgen vertieft. Darüber hinaus kann in Tübingen die besonders komplexe Stoffwechseldiagnostik durchgeführt werden.
Foto: © Meinrad Schade
Internationale "Klinikpartnerschaften" helfen bei der Diagnose
Eine ähnliche Partnerschaft wie mit der Uniklinik Tübingen besteht auch mit dem Agostino Gemelli-Krankenhaus in Rom. Mit den italienischen Kolleginnen und Kollegen werden Problemfälle in der Intensivmedizin besprochen. Der dritte Schwerpunktbereich des Caritas Baby Hospital ist die pädiatrische Pneumologie. Hier findet – derzeit online – ein regelmäßiger Austausch mit einem Facharzt aus dem Kinderkrankenhaus in St. Gallen statt. Sobald die Corona-Reisebeschränkungen aufgehoben sind, sollen die wechselseitigen Arbeitsbesuche zwischen den Kliniken wieder aufgenommen werden.
Bei Suleiman, dem Jungen mit den Krampfanfällen, steht inzwischen die Diagnose fest: er leidet am sogenannten Dravet Syndrom. Die Diagnose konnte durch einen Gentest gesichert werden. Leider ist diese Epilepsie nicht heilbar. Aber durch eine angepasste medikamentöse Behandlung wird die Schwere der Epilepsie deutlich gelindert.