Über Schleichwege nach Bethlehem

Über Schleichwege nach Bethlehem


Inmitten von Krieg und Unsicherheit kommt Adnan zu früh zur Welt. Als er medizinisch versorgt werden muss, muss ihn seine Familie – trotz der Straßensperren – aus ihrem kleinen Dorf im Jordantal ins Caritas Baby Hospital bringen. Wie ihnen das gelingt, erfahren Sie hier.

Bild: Adnan (13 Tage) bei der Kontrolluntersuchung © Archiv Kinderhilfe Bethlehem

Das Kind braucht dringend Hilfe

„Gesperrt! Wie sollen wir denn jetzt nach Bethlehem kommen?“ Ratlos blickt Adnans Vater auf die mächtigen Betonblöcke, welche die Weiterfahrt behindern. Hinter ihm im Auto sitzt die besorgte Mutter mit ihrem schwächelnden Baby im Arm. Das Kind braucht dringend Hilfe.

Kurz nach Ausbruch des Gaza-Krieges hat die israelische Armee fast alle Zufahrtsstraßen zu den Städten und Dörfern des Westjordanlandes versperrt. Mit einer Navigations-App kommt man da nicht weiter. Unter der lokalen Bevölkerung hat sich aber herumgesprochen, über welche Um- und Schleichwege Bethlehem dennoch erreicht werden kann.

Auf Schleichwegen ins Krankenhaus

Der Weg durch die Berge scheint offen zu sein. Normalerweise würde Adnans Vater niemals diese unbefestigte, gefährliche Straße vom Jordantal Richtung Bethlehem nehmen. Aber er hat keine andere Wahl, und so benötigt er für die sonst einstündige Fahrt die vierfache Zeit. Für den Säugling Adnan, der am 17. Oktober 2023 inmitten des Konflikts geboren wurde, ist diese Strecke besonders belastend.

Der kleine Adnan kam zu früh zur Welt. Weil seine junge Mutter während der Schwangerschaft Probleme hatte, wurde er in der 36. Schwangerschaftswoche mit einem Gewicht von nur 2.000 Gramm per Kaiserschnitt geboren. Zusätzlich litt er an Neugeborenen-Gelbsucht.

"Nach Adnans Einlieferung konnte ich eine deutliche Verbesserung seines Zustands feststellen."

- Mutter des kleinen Adnan

Die Mutter geht mit dem Neugeborenen nach Hause. Aber Adnan bleibt schwach. Die trübgelbe Farbe seiner Haut deutet darauf hin, dass die Gelbsucht noch nicht abgeklungen ist. Zudem bereitet das Stillen der Mutter Probleme. Sie sehnt sich nach fachkundiger Hilfe, weshalb die Familie trotz der prekären Sicherheitslage die Fahrt nach Bethlehem wagt

Das Caritas Baby Hospital trotzt der Krise

Zum Glück erreicht sie das Caritas Baby Hospital ohne weitere Zwischenfälle. Im Krankenhaus wird Adnan auf die Neugeborenen-Station gebracht und von Dr. Amal Fawadleh, der Neonatologin des Kinderkrankenhauses, untersucht. „Pro Jahr behandeln wir rund 1.400 Fälle von Neugeborenen-Gelbsucht“, sagt Dr. Amal, „und das sehr erfolgreich“. Adnans Mutter kann währenddessen in der Mütterabteilung übernachten und so in der Nähe ihres Kindes bleiben. „Nach Adnans Einlieferung konnte ich schon bald eine deutliche Verbesserung seines Zustands feststellen, und ich habe ihn sogar weiter gestillt“, berichtet sie erleichtert.

Vier Tage lang wird Adnan im Krankenhaus versorgt, bis er schließlich nach Hause zurückkehren darf. Er kommt in eine Welt, die aus den Fugen geraten scheint. Dagegen zeigt sich das Caritas Baby Hospital als eine Konstante in der Not. Dank der Unterstützung aus Europa leistet es qualitativ hochwertige Hilfe in Palästina. Auch in Zeiten wie diesen.

Bild: Dr. Amal Fawadleh leitet die Neonatologie seit 2020 
© Archiv Kinderhilfe Bethlehem 

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