Eine Liebe, die durch den Magen geht

Eine Liebe, die durch den Magen geht


Laura Abu Ghattas bereitet mit ihrem Team liebevoll die Speisen im Caritas Baby Hospital zu. Bescheidenheit und hohe Ansprüche an ihre eigene Arbeit sind die beiden Eigenschaften, welche die Mitarbeitenden mit ihrer Kollegin Laura Abu Ghattas verbinden.

Tatsächlich ist der Leiterin der Krankenhausküche und Kantine ein Gespräch etwas unangenehm, in dem sie als Mensch im Mittelpunkt steht. Sofort verweist sie auf die gemeinsam mit ihrem Team erzielten Erfolge. Bei einer Aussage strahlt die 
52-Jährige allerdings voller Stolz: „Ich war die erste Küchenchefin mit Universitätsabschluss aus Bethlehem in Palästina!“ 

Politische Lage verzögerte das Studium

Auf Lauras Weg zum Caritas Baby Hospital finden sich einige Windungen: Aufgrund der schwierigen politischen Lage während der Ersten Intifada verzögerte sich ihr Universitätsabschluss in Hotelmanagement Ende der 80er Jahre. Die Bethlehem Universität hatte vorübergehend ihre Türen geschlossen. Als ihr das Zertifikat 1992 überreicht wurde, war Laura bereits seit mehreren Jahren im Luxushotel „Jerusalem Intercontinental“ in Ostjerusalem als Sous-Chefin tätig. 

Anfang 2000 musste sie an ihren Geburtsort Bethlehem zurückkehren. Wegen der angespannten Lage wurde es für die Bevölkerung des Westjordanlandes zunehmend schwierig, in Jerusalem zu arbeiten. Laura fand im 5-Sterne Hotel „Jacir‘s Palace“ in Bethlehem eine Stelle als Küchenchefin. 

Gutes Essen als Herzensangelegenheit 

Als ihr 2002 die Position im Caritas Baby Hospital angeboten wurde, war dies für Laura eine glückliche Fügung. Heute verwöhnt sie im Krankenhaus die kleinen Patienten und ihre Mütter sowie das Personal und Gäste mit liebevoll zubereiteten Speisen, die sowohl dem karitativen Charakter des Caritas Baby Hospital als auch dessen Anspruch, beste Qualität zu bieten, entsprechen. Kochen ist für Laura eine Herzensangelegenheit: So zaubert sie trotz beschränkter Mittel wohlschmeckende Menüs wie Gemüsequiches oder landestypische Linsen- und Reisgerichte auf den Tisch. 

Laura bekochte sogar schon den Papst

Besonders freut sich Laura, wenn sie auch mal prominente Gäste bewirten darf. Diese überrascht sie mit eleganten, individualisierten Dekorationen und Häppchen. Stolz erinnert sie sich an den Besuch von Papst Benedikt XVI. Für eine Schweizer Delegation schmückte sie die Tische mit weiß-roten Papierservietten und Blumen. Laura lebt in Beit Jala, einem ruhigen Vorort Bethlehems. Ihre Freizeit verbringt sie damit, neue Sprachen zu lernen: Laura spricht Englisch, Französisch, Spanisch und auch ein wenig Italienisch. Und in jedem Herbst geht sie zur Olivenernte. Wie viele palästinensische Familien in der Region besitzen die Abu Ghattas Olivenbäume, und wie alle ist auch Laura überzeugt: Nirgends schmeckt das daraus gewonnene Öl besser.

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