Die neue Psychologin im Caritas Baby Hospital Yara Sous behandelt traumatisierte kinder im aktuellen Krieg

Wenn Angst den Alltag bestimmt: Psychologin hilft traumatisierten Kindern


Kinder im Westjordanland leiden zunehmend unter psychischen Belastungen. Das Caritas Baby Hospital bietet jetzt eine psychologische Beratung an. Das gibt einen sicheren Raum, in dem traumatisierte Kinder Hilfe und neue Stärke finden. Die Kinderpsychologin Yara Sous leitet die Stelle.

Titelbild: Yara Sous, Psychologin im Caritas Baby Hospital  © CBH 

Bereits vor dem aktuellen Krieg alarmierende Zahlen zu traumatisierten Kindern

Im Westjordanland leiden viele Kinder und Jugendliche unter psychischen Belastungen – ein Thema, das lange zu wenig Beachtung fand. Gewalt, keine Perspektiven und fehlende Unterstützung wirken sich gravierend auf die mentale Gesundheit der Jüngsten aus. Das Caritas Baby Hospital (CBH) reagiert auf diese Entwicklung mit einem neuen psychologischen Beratungsdienst.

Bereits vor dem Gaza-Krieg litten bis zu 50 % der Kinder im Westjordanland an posttraumatischen Belastungsstörungen. So eine Studie der Weltbank. Die Gründe sind die militärische Besatzung sowie fehlende Perspektiven für die Zukunft. Auch Gewalt im familiären Umfeld spielt eine Rolle. 

Viele Kinder leiden daher unter Konzentrationsproblemen, die ihre schulischen Leistungen beeinträchtigen. Dadurch stieg die Zahl der Schulabbrüche. Eine fehlende Ausbildung der Jugendlichen erhöht das Bildungsrisiko im Westjordanland. Trotz des hohen Bedarfs blieb psychologische Betreuung lückenhaft und für viele Familien kaum zugänglich.

Gaza-Krieg verschärft psychische Belastung für Kinder

Seit Beginn des aktuellen Gaza-Kriegs hat sich die Situation dramatisch verschärft. Ärzte ohne Grenzen (MSF) berichtet, dass durch die zunehmende Gewalt immer mehr Kinder psychologische Hilfe benötigen. Die Betroffenen sind sehr jung, teilweise erst drei bis fünf Jahre alt. 

Symptome wie Bettnässen, Stottern oder chronische Angstzustände nehmen zu. Die ständige Unsicherheit, verbunden mit der eingeschränkten Versorgungslage, verstärkt den psychischen Stress. Während die Zahl der betroffenen Kinder steigt, fehlt vielerorts weiterhin ein geeignetes Angebot an Therapien.

Neue psychologische Beratungsstelle im Caritas Baby Hospital

Im Dezember eröffnete das Caritas Baby Hospital eine Beratungsstelle für Kinder mit psychischen Auffälligkeiten. Das Ziel ist es, psychische Erkrankungen frühzeitig zu erkennen. So können betroffene Kinder mit standardisierten Verfahren, Spieltherapie und einer engen Einbindung der Eltern behandelt werden. 

 

„Ohne gezielte Unterstützung drohen einer ganzen Generation langfristige Folgen.“

Yara Sous, Kinderpsychologin im Caritas Baby Hospital

 

„Unsere Beratungsstelle bietet den Kindern einen sicheren Raum, in dem sie ihre Erfahrungen verarbeiten und ihren Heilungsprozess beginnen können“, erklärt Yara Sous. Sie ist Entwicklungspsychologin und Leiterin der Beratungsstelle im Caritas Baby Hospital. Die neuen Dienste werden kontinuierlich evaluiert und in enger Zusammenarbeit mit lokalen Partnern weiterentwickelt. Denn „ohne gezielte Unterstützung“, so Yara Sous, „drohen einer ganzen Generation langfristige Folgen“.

Weiterhin dringender Bedarf an psychologischer Hilfe für traumatisierte Kinder

Seit den 1970er Jahren gibt es im Caritas Baby Hospital den klinikeigenen Sozialdienst. Dieser bietet neben finanzieller Unterstützung auch psychosoziale Hilfe für Kinder und ihre Familien an. Besonders bei chronisch kranken Kindern ist eine Beratung mit der ganzen Familie wichtig und hilfreich. 

Die neue psychologische Beratungsstelle ist ein bedeutendere Schritt und rundet das Angebot in der Kinderklinik ab. Der Bedarf bleibt jedoch groß. Viele traumatisierte Kinder im Westjordanland leben weiterhin in Angst und ohne ausreichende psychologische Begleitung. 

Ein Ausbau psychologischer Beratungsangebote im Westjordanland ist entscheidend, um betroffenen Kindern eine Perspektive zu eröffnen. So können traumatisierte Kinder lernen, wie sie trotz ihrer schwierigen Lebenslage mit ihren Ängsten umgehen können. Langfristige psychische Schäden einer ganzen Generation müssen unbedingt verhindert werden. 

Das Caritas Baby Hospital bleibt seinem Versprechen „Wir sind da" treu. Deshalb passt es laufend sein Angebot an die Bedarfe der palästinensischen Bevölkerung im Westjordanland an. Dank treuer Spenderinnen und Spender sind und bleiben wir eine wichtige Stütze des palästinensischen Gesundheitssystems. 

Eine Sozialarbeiterin im Gespräch mit einer Familie

Bild: Die Leiterin des klinikeigenen Sozialdienstes, Lina Raheel, im Gespräch mit einer Familie. 


ℹ️ Hintergrund: Die aktuelle Lage im Westjordanland (Palästina)

Bethlehem ist aktuell von keinen direkten Kriegshandlungen betroffen. Der Krieg in Gaza und das damit verbundene humanitäre Leid sind auch im Westjordanland zu spüren. Die anhaltende wirtschaftliche Krise führt zu derzeit 35% Arbeitslosigkeit. Viele Menschen leben vom Tourismus, der seit Kriegsbeginn stillsteht. Restaurants und Hotels bleiben geschlossen.

Immer mehr Menschen sind daher auf finanzielle Unterstützung des Sozialdienstes im Caritas Baby Hospital angewiesen. Die Bevölkerung kann sich die Behandlungen ihrer Kinder immer weniger leisten. Zudem erschweren Straßensperrungen durch das Militär den Zugang zur Kinderklinik und zu medizinischer Versorgung.

Durch die anhaltende Gewalt und Unsicherheit haben immer mehr Kinder psychische Auffälligkeiten. Der Bedarf an Therapien wird immer größer und kann durch das vorhandene Angebot nicht gedeckt werden.


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