Caritas Baby Hospital - Bashir

Ein hoffnungsvoller wie schmerzlicher Abschied


Bashir Qonqar hat acht Jahre lang Besucherinnen und Besuchern die Arbeit im Caritas Baby Hospital gezeigt und erklärt. Jetzt verlässt er Bethlehem.

Blickpunkt Bethlehem, Ausgabe 46, September 2018

Hochgerechnet hat Bashir Qonqar in den vergangenen acht Jahren wohl mehr als 40 000 Besucherinnen und Besucher durch das Caritas Baby Hospital geführt. Er hat vom Alltag im Spital berichtet und über das Leben in Palästina erzählt. Wie sehr er von seiner Arbeit im Caritas Baby Hospital überzeugt war, spürten alle, die ihm hier begegneten. 

Und doch hat sich Bashir entschieden, das Caritas Baby Hospital zu verlassen, Bethlehem zu verlassen, Palästina zu verlassen. Ein sehr schwerer Schritt, wie er gesteht. Der 38-Jährige plant mit seiner kleinen Familie einen Neustart in Österreich, der Heimat seiner Frau. Dort hoffen sie auf ein „normales Leben, einen stabilen Kontext und eine Mut machende Zukunft für unsere Tochter. All das haben wir in Bethlehem nicht mehr gesehen.“ Dann schiebt er nach: „Obwohl ich Palästina und all seine Probleme satt habe – es wird mir fehlen.“

Soziales Engagement und künstlerisches Talent 

Bashir Qonqar kennt das Leben im Ausland, fünf Jahre hat er in Deutschland dank eines Stipendiums des Jugendsozialwerks Sozialpädagogik und Sozialmanagement studiert. Darüber war besonders seine Mutter froh, obwohl sie ihn deswegen mehrere Jahre nicht gesehen hat. „Sie war dankbar, dass ich aus der Schusslinie bin“, erinnert er sich. „Die zweite Intifada hatte gerade begonnen. Meine Mutter wollte nach dem Tod meines Vaters, der in der ersten Intifada umkam, nicht noch einen geliebten Menschen durch die Auseinandersetzungen verlieren.“ 
Bashir hätte gerne Kunst in Weimar studiert, aber das Stipendium war an ein soziales Studium gebunden.  
So gab er seine professionellen Kunstpläne vorerst auf. Gleichzeitig integrierte er sein künstlerisches Talent in die Arbeit mit Jugendlichen. Auch die kleinen Patient-innen und Patienten im Caritas Baby Hospital regte  und leitete er regelmässig an, ihre Gefühle in Bildern auszudrücken.

Ein suchender Künstler

Daneben arbeitete Bashir Qonqar an seiner eigenen künstlerischen Karriere, organisierte Ausstellungen und verfeinerte seine gestalterische Ausdrucksweise. Wo immer er lebte, gehörte für ihn die künstlerische Auseinandersetzung mit den jeweiligen Lebensumständen existenziell dazu. Er war und ist ein suchender Künstler, zwischen den Welten balancierend, zweifelnd, ringend, sensibel, kritisch, unbequem, kreativ. Am Abend vor der Ausreise nach Österreich hat er noch eine grosse Ausstellung in Bethlehem eröffnet. Die Vernissage war gleichzeitig Abschied, der Titel „Blurred memory – verschwommene Erinnerung“ ein Ausblick in die Zukunft.

Teilen